Die professionelle Pflege steht vor den großen Herausforderungen unserer Zeit. Eine immer älter werdende Gesellschafft und zunehmende Technisierung verändert das Leben der Menschen.
Früher selbstverständliche Fähigkeiten gehen verloren und neue werden dazugewonnen.
So entstehen für Pflegende neue Fragen in ihrem pflegerischen Auftrag, den Menschen zu helfen, ihren individuellen Weg auf der leiblichen, seelischen und geistigen Ebene zu gehen.
Der vfap bezieht Stellung zu aktuellen Fragestellungen rund um den Bereich Pflege. Hier finden Sie alle Stellungnahmen und Positionen des vfap, ausgewählte Stellungnahmen, sind bereits hier als PDFs hinterlegt:
Sowohl Einzelmitglieder wie auch Institutionen profitieren:
Sie erhalten Ermäßigung für die zertifizierten Kurse an der »vfap-Akadmie für Pflegeberufe an der Filderklinik« und durch Ihre Mitgliedsbeiträge wird das Engagement für eine Pflege, die gut tut, ermöglicht.
Professionelle Pflege
Ist immer eine Pflege, die sich an den neuesten
pflegewissenschaftlichen
und
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
orientiert. Das bildet die Grundlage der Anthroposophischen Pflege.
Anthroposophische Pflege ist immer auch spirituelle Pflege und eine Pflege für Entwicklung:
Fragen nach dem individuellen Lebensweg, nach dem, was entstehen will, werden Raum gegeben.
Erkenntnisse aus der Anthroposophie Rudolf Steiners können hier eine naturwissenschaftlich fundierte Pflege erweitern.
Methoden und Konzepte
Besonders bekannt sind die vielen
Äußeren Anwendungen, wie Wickel und Auflagen. Aber auch die Rhythmischen Einreibungen. Konzepte wie die
12 Pflegerischen Gesten können eine innere Unterstützung sein, bei jeder Begegnung mit pflegebedürftigen Menschen.
Die Rhythmischen Einreibungen wurden von der Ärztin Ita Wegman entwickelt und durch Dr. Margarethe Hauschka zu einem lehrbaren Konzept ausgearbeitet.
Die Rhythmischen Einreibungen stellen eine Form der Berührung und pflegenden Behandlung dar, sie wirken besonders auf Wahrnehmungs- und Selbstheilungsprozesse. Dabei wird, anders als bei der Massage, ohne Druck gearbeitet. Die Technik beinhaltet rhythmische Streichungen in Kreisen und Spiralen, wodurch Öle und Salben aufgetragen werden. Es gibt Teileinreibungen (z.B. Arme, Füße), Ganzkörpereinreibungen und spezielle Sonderformen wie Organeinreibungen.
Waschungen und (Teil)Bäder können in der Grundpflege integriert werden oder als eigenständige Pflege- und Therapieform stehen. Das Element Wasser, die hinzugenommene Substanz und die Qualität der Begegnung eröffnet ein breites Behandlungsspektrum.
Die beruhigende Waschung bei Unruhezuständen, belebende Substanzen zur Aktivierung des Kreislaufs oder das Fließen und Klingen des Wassers über die Hände beim klingenden Handbad sind Beispiele für diese Therapieform.
Die Erfahrung in der Anthroposophischen Pflege mit Äußeren Anwendungen ist in den letzten 100 Jahren stetig gewachsen. Viele naturheilkundliche Mittel auch aus bekannten Hausmitteln finden sich hier oft in erweiterter Anwendung wieder.
Auch zur Unterstützung anderer Therapien:
Es werden Anwendungen nicht nur zur Linderung akuter oder chronischer Beschwerden genutzt, sondern gezielt zur Unterstützung von Medikamenten oder den künstlerischen Therapien eingesetzt. Gerade bei therapieresistenten Zuständen geben sie immer wieder entscheidende Impulse.
Heilmittel aus allen Bereichen des Lebens:
Verwendet werden Substanzen aus dem Mineralreich wie Quarz, Schwefel, Kupfer oder Gold. Sie kommen gelöst in Wasser, Öl oder in einer Salbengrundlage verarbeitet zur Anwendung. Auch Auszüge aus Kamille, Arnika, Schafgarbe und vielen anderen Heilpflanzen werden auf die Haut aufgebracht. Nicht zuletzt wird die Heilkraft bestimmter tierischer Produkte oder Nahrungsmittel, beispielsweise Quark und Honig, äußerlich genutzt.
Hinzu kommen Qualitäten wie warm, kalt, trocken oder feucht.
Eine gute Ausbildung:
Die Reaktionen des Menschen auf diese Anwendungen sind komplex. Der professionelle Umgang mit den Äußeren Anwendungen erfordert eine gute Schulung und ausreichend Erfahrung.
Von Erfahrung profitieren:
Erfahrene Pflegekräfte sammeln ihre Erfahrungen zu Äußeren Anwendungen und stellen sie im Vademecum Äußere Anwendungen zur Verfügung.
Das Anthroposophische Menschenbild lässt sich am Besten an einem Beispiel erklären:
Frau B. hat eine Humerusfraktur (Oberarmbruch). In der Anthroposophischen Medizin und Pflege wird Frau B. jetzt auf verschiedenen Ebenen begleitet und unterstützt.
Das Feste:
Der Knochen muss chirurgisch und mit einer Operation versorgt werden, wenn es der Bruch erfolgt. Alle weiteren rein körperlichen und üblichen Maßnahmen sind ebenfalls von Nöten.
Das Lebendige:
In der Anthroposophischen Pflege kann Frau B. durch Äußere Anwendungen auch in ihren Vitalen Kräften unterstützt werden.
Das Seelische:
Schmerzen und Sorgen müssen ernst genommen und begleitet werden, ebenso wie Ängste vor einem erneuten Sturz. Auch hier kann die Anthroposophische Pflege mit Angeboten unterstützen.
Das Individuelle
Menschen in einer Krise stellen sich oft Fragen, nach dem Warum? Krisen können auch als Möglichkeit einer Entwicklung, einem Innehalten gesehen werden. Die Beschäftigung mit Rhythmen im Lebenslauf kann Mut machen für die nächsten Schritte.
Diese Ebenen lassen sich in jeder Situation finden.
Komplex und vielfältig:
Das Anthroposophische Menschenbild ist sehr viel umfangreicher und bietet viele solcher Konzepte. Am besten kann man die unterschiedlichen Konzepte in einem Grundkurs für Anthroposophische Pflege.
Die Zwei Seiten der Pflege:
Pflege hat immer zwei Seiten. Eine Äußere und sichtbare Tätigkeit, wie das Mobilisieren oder ein Gespräch führen. Hinzu kommt eine innere Seite: Der Pflegende trägt in sich Motive und Haltungen wie Achtung, Aufrichtigkeit, Geduld, Heiterkeit.
Diese Haltungen prägen sich der pflegerischen Tätigkeit ein. Durch sie wird die Mobilisation behutsam oder derb, das Gespräch respektvoll oder kühl und distanziert. Handlung und Haltung, Tat und Ausdruck verschmelzen in der Geste. Jede pflegerische Tätigkeit hat ihren gestischen Aus-druck, jede innere Haltung benötigt, wenn sie sichtbar werden will, eine Tat.
Insgesamt umfasst das Konzept 12 Gesten:
Die Gesten beschreiben nicht das „Was“, sondern immer das „Wie“!
Der menschliche Organismus ist in drei qualitativ unterschiedliche Funktionssysteme gegliedert:
Die einzelnen Systeme haben zwar jeweils ihren vorrangigen Sitz im Kopf, Brusthöhle und Bauchhöhle mit den Extremitäten, sind jedoch als dynamische, integrative Funktionszusammenhänge zu verstehen, die einander durchdringen und den ganzen Menschenkörper durchziehen.
Das Nerven-Sinnes-System umfasst alle Sinneswahrnehmungen, Vorstellungs- und Denkprozesse, sowie die sie vermittelnden Organe (Nervensystem und Sinnesorgane).
Das Rhythmische System umfasst alle Atmungs- und Zirkulationsvorgänge des Organismus und vermittelt zwischen den Bewusstseinsprozessen und den Stoffwechsel-Gliedmaßenprozessen. Hauptorgane sind Herz und Lunge.
Das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System integriert alle Stoffwechsel- und Bewegungsprozesse. Es stützt sich auf die Organstrukturen in der Bauchregion und die Extremitäten.
Im Inneren Gleichgewicht:
Beim gesunden Menschen sind diese Prozesse im Gleichgewicht.
Pflegerische Aufgabe ist es, dieses Gleichgewicht zu erhalten und durch pflegerische Maßnahmen und auch ärztlicher Therapie wieder herzustellen, sollte es verloren gegangen sein.
Das kann z.B. das einfach wärmende Fußbad sein bei Kopfschmerzen.
Pflanzen werden zur Heilung, zur Förderung von Gesundheit, zur Stärkung der Vitalkräfte vermutlich schon seit Beginn der Menschheit eingesetzt.
Inzwischen sind viele Erfahrungen auch wissenschaftlich erforscht und ihre positive Wirkung wird vielfach bestätigt.
Genau hinschauen:
In der Anthroposophischen Pflege wird neben der Erfahrung auch ein sehr diferenzierter Blick auf die Pflanzen genutzt, um das richtige Mittel in der individuellen Situation zu finden. Hintergrund bildet hier z.B. das Modell der Dreigliederung (siehe oben).
Ruhepol
Auch bei der Pflanze finden wir einen Teil, der in seiner Qualität eher ruhig und etwas dauerhaftes hat. Er hat dadurch Verwandschaft mit unserem Nervensystem.
Atmung
In unserem Rhythmischen Bereich findet die Atmung statt. Eine Atmung finden wir auch bei den Pflanzen im Blattbereich.
Auch hier wird Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid getauscht.
Bewegung
Schließlich ist die Schnelllebigkeit der Blüten ein Ausdruck gesteigerten Stoffwechsels.
Beispiel:
Pflanzen, die ihre besonders ordnende Eigenschaften im Blattbereich haben, wie etwa der Lavendel, können ordnend und harmonisierend auf eine Atmung wirken, die zu sehr durch Unruhe den pflegebedürftigen Menschen belastet.
Die Kenntnis von Heilpflanzen ist ein spannendes und weites Gebiet. Kennenlernen kann man es zum Beispiel in einem Grundkurs für Anthroposophische Pflege.
So individuell wie jede Biographie von Pflegekräften ist auch der Weg in die anthroposophische Pflege.
Von der Ausbildung zur Pflegefachfrau /Pflegefachmann an einer anthroposophischen Ausbildungseinrichtung, über die Qualifikation durch Weiterbildungen bis zum Erarbeiten der anthroposophischen Hintergründe mit Hilfe von Mentoren reichen die Möglichkeiten, sich die anthroposophischen Pflegegrundlagen anzueignen.
Um die Aus- und Weiterbildungen national und international in ihrer Qualität vergleichbar zu machen,
hat das Internationale Forum für Anthroposophische Pflege (IFAN) Handbücher für die Weiterbildung erstellt.
Kurse, die nach diesen Prinzipien gestaltet sind, können zertifiziert werden. Die Zertifizierung wird von der international arbeitenden Organisation QAN (Quality in Anthroposophic Nursing) erteilt.
Die Handbücher sind ein gern gewählter Weg, um die Ausbildungen in den verschiedenen Einrichtungen zu organisieren und inhaltlich zu strukturieren.
Wir finden sie in Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen, in der ambulanten Pflege, im häuslichen Bereich, in Camphill-Einrichtungen, im Hospiz und in Altenpflegeeinrichtungen.
Warum? Weil Menschen in jeder Lebensphase und in den verschiedensten Situationen Pflege benötigen:
Neugeborene auf der Neonatologie, alte Menschen zu Hause oder im Pflegeheim, Schwerkranke auf der Intensivstation und Sterbende im Hospiz.
Anthroposophische Kliniken
In Zahlreichen Kliniken in und außerhalb Deutschlands, wird seit über 100 Jahren Anthroposophische Pflege als eine Integrative Pflege umgesetzt.
Ambulante Anthroposophische Pflege
Eine wachsende Anzahl ambulanter Pflegedienste, integrieren in ihre Arbeit Methoden der Anthroposophischen Pflege.
Teils werden die Angebote der Anthroposophischen Pflege vor Ort bei den Klientinnen und Klienten, teils aber auch ambulant in Praxisräumen der Pflegedienste angeboten.
Ein großer Teil der Pflegenden verfügt über Weiterbildungen in Anthroposophischer Pflege.
Anthroposophische Alten- und Hospizpflege
Im Bereich der Stationären Langzeitpflege haben finden sich Einrichtungen in ganz Deutschland, die besonders durch ihr kulturelles Angebot auffallen.
Entwicklung findet in jeder Minute des Lebens statt. Hierfür bieten nicht nur Konzerte, sondern auch Vorträge und Diskussiongruppen beliebte Möglichkeiten in Anthroposophischen Pflegeheimen.
Im Gemeinschaftshospiz Chrisophorus in Berlin, werden Menschen in ihren letzten Schritten mit Äußeren Anwendungen und weiteren Methoden der Anthroposophischen Pflege begleitet.
Seine Nächsten Pflegen
Fortbildung:
Pflegenden Angehörigen ohne pflegerische Grundausbildung, bietet die Akademie für Pflegeberufe an der Filderklinik Kurse in Anthroposophischer Pflegepraxis an.
Pflege Daheim:
Birgitt Bahlmann (Hrsg.) hat für Pflegende Angehörige ein umfassendes Werk veröffentlicht. Hier werden Wege aufgezeigt, Methoden der Anthroposophischen Pflege Zuhause durchzuführen. Das Buch enthält viele praktische Tipps für den Alltag. Es kann kostenlos auf der Seite des Salumedverlages heruntergeladen werden.
Verband für
Anthroposophische Pflege e.V.
Geschäftsstelle:
Sabine Schmitt
Haberschlaiheide 1/215
70794 Filderstadt
Deutschland
Telefon:
+49 711-735 92 19
Telefax: +49 711-735 92 20